Kulturpolitik für die Zukunft
Zwischen Markt und Subvention – Umbau statt Abbau
Tagung anlässlich 20 Jahre LAG Soziokultur & Kulturpädagogik Rheinland-Pfalz e. V.
Fr. 31. August 2012, Altenkirchen/Ww., 14.30 Uhr
Einstieg in die Thematik:
- Walter Schumacher, Staatssekretär für Kultur Rheinland-Pfalz
- Prof. Dr. Stephan Opitz, Mitautor »Der Kulturinfarkt«
- Gerd Dallmann, Geschäftsführer der LAG Soziokultur Niedersachsen
Moderation: Prof. Thomas Leif – Journalist und Politikwissenschaftler, Chefreporter im Fernsehen SWR
Mit der im März angefeuerten Diskussion durch die provokanten Ansätze in dem Buch „Der Kulturinfarkt“ wurden viele, eigentlich altbekannte Fragen noch einmal gestellt: wie regeln wir Kultur im Spannungsfeld zwischen Markt und Subvention, zwischen festzementierter Kulturförderung von Institutionen und Raum für Neues, Innovatives, für junge Kultur und Kultur von Minderheiten in unserem Land? Wie erreichen wir eine breitere Teilhabe und interkulturelle Öffnung, wie es in der UNESCO-Konvention festgeschrieben wird? Welche Aufgaben haben öffentliche Kultureinrichtungen und wie nehmen sie sie wahr? Welche Rolle nehmen die Soziokulturellen Zentren und Jugendkunstschulen ein?
Für unsere Diskussion haben wir eingeladen:
Prof. Dr. Stephan Opitz, Mitautor „Der Kulturinfarkt“, der z.B. den Widerspruch formuliert, dass einerseits mit einem flächendeckenden Musikschulangebot viele Kinder und Jugendliche für Musik begeistert werden sollen, aber andererseits jede dritte Musikstunde in der Schule ausfällt und die Möglichkeit vergeben wird, alle zu erreichen! Gleiches gilt für den Kunstunterricht oder kulturelle Bildung allgemein in Schule.
Gerd Dallmann, Geschäftsführer der LAG Soziokultur in Niedersachsen, erachtet den neuerlichen, wenngleich aus seiner Sicht auch etwas platten Anstoß zu dieser Debatte für wichtig, aber er teilt die Lösungsvorschläge der Autoren nicht unbedingt. Als eher geringer subventionierte Einrichtungen spüren Soziokulturelle Zentren die Spannung zwischen inhaltlichem Anspruch, Neuem und Unbekanntem Raum zu geben, und der Finanzierbarkeit besonders stark. Wie hoch die Marktorientierung sein kann, bevor man den inhaltlichen Anspruch verliert, ist eine Frage, die häufig diskutiert wird. Ein Spagat und Seiltanz zwischen Inhalten und Finanzierbarkeit, zwischen Publikumswunsch und Mainstream und dem kulturellen Anspruch.
Walter Schumacher, Staatssekretär für Kultur in Rheinland-Pfalz, stellt die Position und Zukunftsplanung der Kulturpolitik in Rheinland-Pfalz vor. Rheinland-Pfalz kennzeichnet neben ländlicher Struktur und ohne große Ballungszentren, dass es im Pro-Kopf-Vergleich der Kulturausgaben der Bundesländer fast an letzter Stelle steht. Wie also umgehen mit einem eigentlichen Nachholbedarf bei der Kulturförderung, unter dem Diktat einer festgelegten Schuldenbremse und langen Haushaltssperren, die vor allem immer wieder den freien Trägern große Überbrückungsschwierigkeiten bereiten?
Gemeinsam soll diskutiert und beleuchtet werden, welche Möglichkeiten und bereits vorhandene Ansätze es gibt, dem Anspruch der breiten Teilhabe, dem Thema Inklusion und der wirtschaftlichen Situation gerecht zu werden. Wäre ein Umbau statt Abbau sinnvoll und möglich – wenn ja wie?
Ort: Spiegelzelt Altenkirchen, Schlossplatz