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Verbände non-formaler Bildung fordern: „Ganztag – nicht ohne außerschulische Expertise“

Der Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB), die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ), der Deutsche Bundesjugendring (DBJR) und die Deutsche Sportjugend (dsj) diskutierten gemeinsam mit Politik und Zivilgesellschaft, wie Ganztag als Gemeinschaftsproduktion von formaler und non-formaler Bildung gelingen und als Raum für mehr Teilhabegerechtigkeit gestaltet werden kann.

Angesichts der stufenweisen Einführung des Rechtsanspruchs auf Ganztagsbetreuung ab 1. August 2026 für alle Kinder im Grundschulalter steigt der Handlungsbedarf bei Bund, Ländern und Kommunen, rechtzeitig für eine umfassende und qualitative Umsetzung des Ganztagsausbaus zu sorgen. Auf einer gemeinsamen Veranstaltung richteten sich AdB, BKJ, DBJR und dsj am 29. März 2023 in Berlin an Vertreter*innen aus Politik und Zivilgesellschaft, um den Beitrag außerschulischer Bildung zum Ganztag zu bekräftigen. Mit der Stellungnahme „Nur mit außerschulischer Expertise wird Ganztagsbildung gelingen!“ hatten sich die Verbände bereits im April 2022 gemeinsam zum Ganztagsausbau positioniert und für eine systematische Verzahnung formaler und non-formaler Bildung eingesetzt.

In einem einleitenden Impulsvortrag stellte Dr.in Bettina Arnoldt vom Deutschen Jugendinstitut (DJI) auf der Abendveranstaltung in der Humboldt-Bibliothek in Berlin-Reinickendorf – einem programmatischen Ort außerschulischer Bildung – unter dem Titel „Qualität im Ganztag durch Kooperationspartner“ Befunde aus der Ganztagsschulforschung zu Kooperationen außerschulischer Akteure mit Ganztagsschulen vor und gab Empfehlungen für Politik und Praxis. Eine Podiumsdiskussion mit Ina Bielenberg (AdB), Daniela Broda (DBJR), Katrin Bunkus (dsj) und Prof.in Dr.in Susanne Keuchel (BKJ) beleuchtete kinder- und jugendgerechte Perspektiven auf den Ganztag und verdeutlichte die Kernanliegen der außerschulischen Bildungspartner:

Ganztag als Gemeinschaftsproduktion formaler und non-formaler Bildung

So verstehen die Verbände formale und non-formaler Bildung als sich ergänzende und unverzichtbare Bestandteile eines ganzheitlichen Bildungskonzepts. Daniela Broda vom Deutschen Bundesjugendring (DBJR) unterstrich die Notwendigkeit von Kooperationen für einen qualitativen Ganztag und das gesamtgesellschaftliche Anliegen im Ganztag:

„Ein guter Ganztag ist dann eine Chance, wenn er von Schule und Jugendhilfe gemeinsam verantwortet und gestaltet wird, da Bildung weder zeitlich noch inhaltlich auf Angebote von einzelnen Institutionen begrenzt ist. Aus Sicht der Jugendverbände ist es die Aufgabe der Gesamtgesellschaft, diese im umfassendsten Sinne ganztägig ablaufenden Bildungsprozesse zu ermöglichen, bestmöglich zu unterstützen, vor allem aber sie nicht zu behindern oder gar unmöglich zu machen.“ (Daniela Broda, DBJR-Vorsitzende)

Ganztag als kindgerechten und teilhabeorientierten Bildungsort

Ganztag nicht nur aus Sicht von Erwachsenenbedürfnissen und Betreuungsbedarfen zu betrachten, sondern als kindgerechten und teilhabeorientierten Bildungsort zu verstehen – darauf verwiesen Katrin Bunkus, von der Deutschen Sportjugend (dsj) und Ina Bielenberg vom Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten (AdB):

„Der Ganztag muss zu einem Lebens-, Bildungs- und Bewegungsraum werden, in dem die Perspektiven und Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt und Kinderrechte, u. a. das Recht auf Spiel, umfassend verwirklicht und gewährleistet werden. Insofern muss der Ganztag aus unserer Sicht unbedingt bewegt gestaltet werden  ̶  und zwar von Anfang bis Ende.“ (Katrin Bunkus, dsj-Vorstandsmitglied)

„Nicht erst seit Fridays for Future wissen wir, dass Jugendliche ein riesiges Interesse an politischen Themen haben. Die Träger der außerschulischen politischen Bildung können im Ganztag einen Beitrag leisten, die Anliegen und Fragen der Jugendlichen aufzugreifen und ihre Bereitschaft, unsere Gesellschaft aktiv mitzugestalten, fördern und stärken. Das wäre auch ein Beitrag zu einer demokratischen Schulentwicklung.“ (Ina Bielenberg, Geschäftsführerin des AdB)

Dauerhafte und ausreichende finanzielle Absicherung der Strukturen

Auch die dauerhafte und ausreichende finanzielle Absicherung der Strukturen non-formaler Bildung wird von den Verbänden thematisiert, um die strukturelle Grundversorgung im Ganztag aufrechtzuerhalten und sicherzustellen, dass der Zugang zur non-formalen Bildung über den Ganztag für Kinder und Jugendliche chancengerecht erfolgt. Zugleich wurde auch betont, dass Zugänge zur außerschulischen Bildung außerhalb des Ganztags bestehen bleiben müssen. Die Vorsitzende der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) Prof.in Dr.in Susanne Keuchel äußerte:

„Mit dem Rechtsanspruch auf Ganztag im Primarbereich könnten die Weichen gestellt werden, dass junge Menschen nicht nur ein Recht auf formale Bildung und Betreuung, sondern zugleich auf non-formale Bildung erhalten. Entscheidend ist dabei die gleichberechtigte Ausgestaltung und Verantwortung für den Ganztag von formalen und non-formalen Partnern, um Prinzipien des Non-formalen wie Interessen, Partizipation und Freiwilligkeit zu gewährleisten. Die Kommunen könnten bei diesen Steuerungsprozessen eine Schlüsselfunktion einnehmen.“ (Prof.in Dr.in Susanne Keuchel, BKJ-Vorsitzende)

Wie der Abend gezeigt hat, ist ein gelungener Ganztag ohne Angebote der außerschulischen Bildung nicht denkbar. Die Verbände unterstrichen gegenüber der Politik die Bereitschaft, gemeinsam mit Schule einen Ganztag im Sinne von jungen Menschen zu gestalten und ihre spezifische Expertise einzubringen.  

Download: Gemeinsame Stellungnahme „Nur mit außerschulischer Expertise wird Ganztagsbildung gelingen!“ (BKJ, AdB, dsj, DBJR)