Die Goldenen Zwanziger – so nennt man in Deutschland die Jahre zwischen 1924 und der Weltwirtschaftskrise 1929, und das ist auch das Motto des kommenden Kultursommers 2026. In Frankreich spricht man von den „Années folles“ (den verrückten Jahren), in den USA von den „Roaring Twenties“ oder vom „Jazz Age“, das gekennzeichnet war durch den Siegeszug dieser neuen heißen Musik und der Maschinen, aber auch durch sein impulsives Stadtleben, durch Genuss und Verschwendung. Der Autor Elmer Davis sagte: “Heute ist Croesus König. Nicht Denker, sondern reiche Männer regieren die Welt.” Sie merken schon, wir fragen Sie auch nach Parallelen zur Gegenwart. Es war damals in vielen Ländern eine der großen Blütezeiten von Kunst und Kultur. Was blieb von damals? Und wie ist es heute?
Wir befinden uns erneut in einem Jahrzehnt der Transformation. In der Kunst wächst die Bedeutung von Urban Art und Digitaler Kunst, von Werken, die das Publikum aktiv einbeziehen und immersive Erfahrungen ermöglichen, oft unter Verwendung neuer Medien und Technologien.
In den „Goldenen Zwanzigern“ waren die avantgardistischen Kunstrichtungen des Expressionismus, Dadaismus und Surrealismus prägend sowie die „neue Sachlichkeit“, die auch in Literatur (Kästner, Kaleko), in Architektur und Design Eingang fand. In der Musik wurde mit neuen Tonsprachen experimentiert. Viele Theaterschaffende schrieben gesellschaftskritische Werke, exemplarisch die „Dreigroschenoper“ (1928) von Bertolt Brecht und Kurt Weill oder die Stücke von Carl Zuckmayer. Die neuen künstlerischen Ausdrucksformen fanden auch Eingang in den zeitgenössischen Film und das Kino erreichte ein Massenpublikum. Weltweit erfolgreich war Charlie Chaplin mit seinen Filmen. Die deutsche Literatur erreichte Weltniveau: beispielhaft Thomas Mann 1924 mit dem „Zauberberg“ und Alfred Döblin mit „Berlin Alexanderplatz“ 1928.
Die zwanziger Jahre waren die große Zeit der Varietés und Cabarets, mit Autor:innen wie Tucholsky, Hasenclever, Hollaender, Erika und Klaus Mann. Die Zahl der Rundfunkempfänger erhöhte sich von 1924 bis 1932 rasant, hier wurden – neben klassischer Musik – die Schlager der Comedian Harmonists oder die Chansons von Claire Waldorff gespielt. Aber der Rundfunk wurde auch durch die Nationalsozialisten genutzt, um ihr Gift weiterzutragen.
Getanzt wurde viel in den zahlreichen Tanzlokalen, vor allem die amerikanischen Modetänze „Shimmy“ und „Charleston“ zu den Jazzklängen von Duke Ellington oder Josephine Baker. Die Gleichberechtigung der Frauen kam in den 20er Jahren ein großes Stück voran: Mit dem Erlangen des Wahlrechtes 1919 bekamen sie ein anderes Selbstbewusstsein und eroberten sich einen neuen Platz in der Gesellschaft. Viele denken, das Thema LGBTQI+ sei ein „Trend“ unserer Zeit. Aber die Figur Magnus Hirschberger und seine Arbeit zeigen, in den 1920er-Jahren war die queere Emanzipation bereits ein Thema – bis die Nationalsozialisten alles zerstörten.
Derzeit gibt es zum Teil vergleichbare Entwicklungen; wir sind mittendrin in den 20er Jahren des 21. Jahrhunderts, die anders, aber auch von Krisen geprägt sind. Extremistische Strömungen nehmen weltweit wieder zu, Social media spielt hierbei auch eine wichtige Rolle. Themen wie KI und Klimawandel beschäftigen auch die Künstler:innen. Was sind die wichtigsten Entwicklungen in Kunst und Kultur heute? Das ist die andere Frage, die wir Ihnen mit unserem Motto für den Kultursommer 2026 stellen. Wir sind sehr gespannt auf Ihre „Antworten“, Vorschläge und Projektideen.
Die Antragsstellung ist ab sofort möglich und erfolgt komplett digital über unser Antragsportal, welches Sie unter www.kultursommer.de finden. Sollte Sie unser Motto nicht zu einem Projekt inspirieren, können Sie natürlich auch eine Förderung für ein Vorhaben beantragen, das sich nicht auf das Motto bezieht. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass aus der Vielzahl der Anträge eine Auswahl getroffen werden muss und wir Ihnen keine Förderung garantieren können. Einsendeschluss für Ihre Anträge zu Kulturprojekten, die zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober 2026 in Rheinland-Pfalz stattfinden, ist der 31. Oktober 2025. Bei neuen Projekten mit einem Zuschussbedarf über 5.000 € bitten wir Sie, Ihren Antrag bereits bis zum 30. September 2025 zu stellen. Sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich gerne jederzeit an das Team des Kultursommer-Büros, welches Ihnen sowohl technisch bei der Antragstellung als auch bei inhaltlichen Fragen sehr gerne weiterhilft.
Kulturministerin Katharina Binz freut sich bereits jetzt auf den Kultursommer 2026 und „Die Goldenen Zwanziger“ – heute und vor 100 Jahren – der am ersten Maiwochende in Kaiserslautern eröffnet wird!